Der Berg ruft
Manchmal soll es einfach nicht sein: Stau zwischen Freiburg und Karlsruhe. Zwei Unfälle zwischen Karlsruhe und München die jeden Stunt-Unfall aus Cobra 11 spielend zur Konkurrenz gereicht
hätten, ein zerquetschtes Motorrad und am Schluss machte auch noch der eigene VW-Bus schlapp – hier leider kein spektakulärer Befund: Der Kühlwasserflansch war kaputt.
Abgeschleppt werden musste der Bus trotzdem, die Gruppe zerstreute sich also schon vor dem Start. Start? Start von was denn? Na, der grandiosen Gründungstour der Bergsportgruppe ins Wettersteingebirge! Inklusive der Zugspitzbesteigung natürlich. Wer so ein großes Vorhaben hat, lässt sich auch von solchen Kleinigkeiten nicht entmutigen. Johnson und Fabian leisteten dem Bus also noch eine Weile in der Werkstatt Gesellschaft und schöpften nebenbei neuen Mut aus einem Maserati Quattroporte den das gleiche Schicksal ereilt hatte (Zitat vom Tatortreiniger: "Wa? Das ist’n Maserati! ‘N Ma-se-raaati! [...] Die hatten ja Probleme mit den Nockenwellen, haben das jetzt aber durch die Hydrostößel ganz gut in den Griff gekriegt.").
Währenddessen wagten sich Bär, Sappel, Julia, André, Anne, Marlene und Peter auf die erste Bergetappe zur Höllentalangerhütte. Durch die nasse Höllentalklamm ging es bergauf, während die Sonne wunderschön hinter den Bergen verschwand. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichte die Gruppe die Hütte. Gut, dass der Wirt mit uns gerechnet hatte und wir noch leckere Gulaschsuppe bekamen!
Am Morgen ging es für die tapferen Bergsteiger auf den ersten Klettersteig – Chefnavigator André übersah im Folgenden eine Abzweigung (Strafe folgte abends!) und schon stand die Gruppe plötzlich am Fuße eines Gletschers und sah keine andere Möglichkeit, als den Gipfel der Zugspitze gleich auch noch mitzunehmen. Steil ging es hinauf, für manchen war es das erste Mal unter solchen Bedingungen. Doch, Zitat „Es war super und hat sich voll gelohnt!“. Immerhin war die Gruppe am touriüberlaufenen Gipfel wieder vereint, die Zahnradbahn hatte die Busfraktion mit Essensration ebenfalls hinauf befördert.
Das Abenteuer konnte nun richtig losgehen! Vom Gipfelkreuz ging es den Nordhang der Zugspitze bis zur Wiener-Neustädter-Hütte nach Österreich hinab, wo wir glücklich allerbeste Hüttenkost und einen Gute-Nacht-Gerstensaft genossen. Ein traumhaftes Alpenglühen und grasende Gämsen auf dem Nachbarhang entschädigten alle für die 2400 Höhenmeter, die wir durch den Umweg bezwungen hatten. Die schlimmsten Vergehen des Tages wurden in einer abendlichen Gerichtsverhandlung mit aller gebotenen Würde des hohen Berggerichtes verhandelt, wobei besonders Oberstaatsanwalt Dr. jur. H. Saterdag sowohl rhetorisch als auch optisch eine gute Figur machte. Vor dem Schlafengehen erfreuten wir uns noch einer recht ansprechenden Abendandacht des verurteilten Peter K., der kurzerhand ein Buch der Hüttenbibliothek zur Bibel umfunktionierte.
Das wahre Gipfelstürmerfoto wurde nach dem planmäßigen Aufstieg entspannt lächelnd eingefangen, auch wenn der dafür engagierte Tourist keine Ahnung vom Fotografieren hatte.
Durch die endlose Kieswüste nahe des Zugspitzgletscherskigebietes ging es auch schon zur letzten Station unserer Tour, der Reintalanger-Hütte, die schon unterhalb der Baumgrenze liegt. Der Hüttenabend bildete den krönenden Abschluss dieses großartigen Bergtages, denn Hüttenvater Simon und seine Mannschaft spielten noch groß mit Hackbrett und Gitarren auf. Nach Tagung des Berggerichtes musste Delinquent Fabian N. eine Liegestütze im eiskalten Bergbach vollführen, was die restlichen Mitglieder sehr erfreute.
Der Abstieg am Sonntag führte uns durch die touristengefüllte Partnach-Klamm immer näher an die Hektik der Zivilisation, ganz Bayern schien sich ins Auto gesetzt zu haben um in Garmisch die Straßen zu verstopfen, dazu hysterische Wahlkampfplakate der Bayern(Separatisten)partei (Zitat: "Kriminalität verbieten!"), Schienenersatzverkehr für die Bahnfahrer denn der VW-Bus kränkelte noch immer und Johnson musste noch eine Nacht mit ihm in Bayern verbringen.
Aber das alles waren die vier Tage wert! Sonne satt, durchgeschwitzte T-Shirts, schmerzende Waden, ein herzliches "Servus" von jedem Wanderer und unvergessliche Bergpanoramen werden noch lange einer harmonischen Gruppe in Erinnerung bleiben, die nun endgültig dem Ruf des Berges vernommen hat.
Wir warten gespannt auf das Wintersportevent – Hoffentlich in Davos!